Rumäniengroßfahrt 2022

geschrieben von Stufenleitung am 10. September 2022

Rumäniengroßfahrt 28.08.-09.09.2022

Wenn wir gemeinsam auf Fahrt gehen, sind wir häufig in unserem erweiterten Wohnzimmer, dem Schwarzwald unterwegs. Schauen wir etwas in Richtung Osten, sehen wir die Quelle eines Flusses, der sich hier im Schwarzwald bei Donaueschingen auf die Reise begibt. Viel weiter im Osten mündet dieser Fluss in Rumänien ins Meer. Zumindest bis nach Siebenbürgen sind wir der Donau grob auf ihrer Reise gefolgt, und zwar auf der Schiene.

In den Sommerferien waren wir vom 28.08. bis zum 09.09.2022 in Rumänien auf Fahrt. Wir waren bereits einige male dort, für die meisten Teilnehmer war es allerdings das erste Mal. Übernachtet haben wir im ältesten Pfadfinderzentrum Rumäniens im kleinen Dorf Nocrich in der Nähe von Sibiu (Hermannstadt).

Unsere Reise begann, nach einer gemeinsamen Übernachtung im Pfadiheim, zu müder Stund´ früh am Morgen mit der Fahrt zum Freiburger Hauptbahnhof. Dort fand die Reise eine unfreiwillige mehrstündige Unterbrechung, weil die Deutsche Bahn mit ihren Bauarbeiten ganz spontan überfordert war und über Stunden keine Züge gefahren sind.

Wir haben also unsere Zeit an Gleis 1 auf dem Boden abgefrühstückt (mit Ei und Brot). An der Glasscheibe hinter uns hing ein Werbeplakat der DB mit der Aufschrift: „Vom Reisen träumen darf man“. Es war ein Traum! Schließlich ist alles glimpflich ausgegangen und wir haben für alle zehn Personen Taxigutscheine bis Karlsruhe erhalten. Ohne Rerservierungen sind wir dann bis Wien gekommen, wo wir zum Glück viereinhalb Stunden Puffer hatten, die bis auf die Minute ausgereizt waren. Mit einem Ersatzzug ging es nach Budapest und dann hatten wir unsere reservierten privaten Liegeabteile. Über Nacht ging es schlafend, mit zwei unkomplizierten Grenzkontrollen, bis nach Medias.

Unsere ersten Schritte in Rumänien führten uns in eine Pizzeria, wo für Speis und Trank gesorgt wurde. Anschließend folgten die letzten Kilometer im Regionalzug und im Autobus nach Nocrich. Der erste Tag war geprägt von Erholung, Kohtenaufbau und der fußläufigen Dorferkundung.

Am nächsten Tag blieben wir auch im Dorf, kauften ein, kochten und machten einen Dorf-Quest, den die örtlichen Pfadfinder vorbereitet hatten.

Nun hatten wir uns eingelebt und waren bereit für die Altstadt von Sibiu, mit ihren Dächern, die uns mit großen Augen angeschaut haben. Die Bussituation auf dem rumänischen Lande besticht durch Zurückhaltung, sodass wir uns bei rumänischer Musik in einem privaten „Bus“ haben mitnehmen lassen. Gegessen haben wir, denn das ist Tradition, bei „Super Mamma“. Vom Kirchturm hatten wir einen tollen Blick über die Altstadt. Da es sehr warm war, haben wir noch eine Wasserschlacht an den Fontänen veranstaltet. Zurück ging es mit dem Bus.

Am Nachmittag gab es die erste Gelegenheit, im Pfadfinder-Laden zu stöbern. Dort verkaufen die örtlichen Pfadfinder allerlei Handgemachtes, wie zum Beispiel Keramik.

Den letzten Tag mit Sonne genießend, sind wir heute mit einem sehr frühen und lauten Schülerbus nach Sibiu und mit dem Zug weiter nach Baile Ocna Sibiului gefahren. Dort gab es ein Badeanlage mit Salzseen und Schlammbädern, wo wir den Fahrtendreck abgewaschen haben, um uns dann komplett schwarz mit Matsch einzureiben. In der Fußgängerzone in Sibiu haben wir die typischen Rumänischen Teigtaschen (Gogosici) gegessen. Abends saßen wir wie fast jeden Tag zusammen mit Katzen und Hunden am Lagerfeuer in der Scheune und haben gesungen und gewerwolft.

Da die Wiese sehr schlammig war und es ordentlich begonnen hatte zu regnen, sind wir zum Teil zum Schlafen in die Scheune umgezogen.

Ein besonders schönes Ereignis war die Versprechensfeier in der Nähe von Nocrich, bei der einige Kinder ihre schönen Versprechen abgelegt haben und dafür das Rumänische Halstuch des Pfadfinderzentrums und natürlich später ihr Stufenhalstuch erhalten haben.

In den folgenden Tagen wurde der Zehn-Uhr-Bus wieder eingeführt, sodass wir (leider recht teuer) wieder Linienbus fahren konnten, was mit sapte copii und trei adulti schon entspannter ist. Dann waren wir noch im Volksbad in Sibiu, haben eine Turmführung unserer Gemeinde-Turmuhr erhalten und zum Wandern in Turnu Rosu. Dort sind wir mit dem Zug hingefahren, wir konnten während der Fahrt aus der offenen Zugtür schauen. Der Rücken war der Vermutung erlegen, wir führen über Pflastersteine, denn die Züge und Gleise sind schon etwas älter. Von Turnu Rosu aus sind wir zu einer Tageswanderung aufgebrochen. Im Wald haben wir einen Esel getroffen, der dann mit uns Pause gemacht hat. Im weiteren Verlauf sind wir zu einem Kloster mitten im Wald gekommen.

Mit der nötigen Ruhe sind wir durch das Tor auf das Gelände gegangen und wurden von einem sehr freundlichen Mönch empfangen, der sich über unseren ungeplanten Besuch gefreut und uns überall herum geführt hat. Es gab sehr schönen Malereien, die zum Teil gerade neu gemacht wurden, es roch nach frischer Farbe. Wir haben Gebetsketten, Postkarten, einen klappbaren Holzaltar und ähnliches geschenkt bekommen.

Danach wurden wir (alle) zu Kuchen, Tee und selbstgemachten Wein eingeladen und saßen dann mit zwei Mönchen am Tisch. Mit höflichem und wiederholtem Nachdruck konnten wir verhindern, dass den Kindern Wein angeboten wurde, sie haben stattdessen Sofdrinks bekommen. Die Kommunikation erfolgte vor allem mit Hand und Fuß, ansonsten mit einzelnen Brocken Französisch, Deutsch, Englisch und Rumänisch.

Als Dankeschön habe wir den beiden zwei Lieder vorgesungen. Unser Gastgeber hat sich darüber sehr gefreut und jedem von uns 50 Lei (umgerechnet 10,-€) in die Hand gedrückt. Abends haben wir einen Teil davon für traditionelles Rumänisches Essen in einem Restaurant ausgegeben und sind im Anschluss mit dem Taxi die 30 Kilometer zurück nach Nocrich gefahren.

Bei der Fahrt von Turnu Rosu nach Sibiu haben wir noch Halt auf einem großen Spielplatz mit Turngeräten gemacht. Am Bahnhof Turnu Rosu haben wir noch etwas für uns gesungen. Aus einem Fenster haben uns Dorfkinder zugehört und uns Süßigkeiten und 1-Leu-Scheine zugeworfen.

Am letzten Tag in Nocrich haben wir die Kohten abgebaut und getrocknet, sowie an einem Bogenschieß-Workshop teilgenommen.

Die Rückfahrt nach Deutschland verlief bis Budapest ohne Probleme, dann hat die ÖBB ein buntes Potpourri von allem zusammengewürfelt, sodass wir stark verspätet und ohne reservierte Plätze zurückfahren mussten und gegen Mitternacht am Freitag die Großfahrt in Freiburg beendet haben.

In Erinnerung bleiben die herzlichen Menschen, die wir in Rumänien u.a. in Nocrich und Turnu Rosu getroffen haben, sowie die Tiere des Pfadfinderzentrums, die die Kinder sofort in ihr Herz geschlossen haben.

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