Rosskur 2014 – Rover der Kokosnuss

geschrieben von Franziska Stief am 2. Mai 2014

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Anno Domini MMXIV trafen sich fünf Leiter, die ihren Ruf als Rover bestätigen und den jungen Rovern einmal zeigen wollten, was eine echte Tafelrunde (s. Roverkodex) so ausmacht. Mit auf den langen Weg zum Titel der “Rover der Kokosnuss” zogen Richard B., Thomas G., Simon M., Ronja S. und Franziska S. Sie alle folgten dem Gesuch um Teilnahme an der diesjährigen Rosskur und trafen sich zuerst an ihrem Mittelpunkt ihrer gewöhnlichen Aktionen, den Räumlichkeiten, die mit der Widmung für den Heiligen Franziskus gebaut worden waren. Dort bereitete man sich gewissenhaft vor: Kothenkreuze wurden abgeschliffen, Kokosnüsse zersägt und die bewegenden bewegten Bilder der Spieltruppe “Monty Python” betrachtet. Voller Motivation reiste die kleine Gruppe mit einem tapferen, zähen und vollgeladenen Gaul (des Namens “Auto”) nach Emmendingen, wo sie sich diesen Titel verdienen wollte. Dort wurde sie verstärkt durch Henrieke B., die als Schwester des einen Rovers der Gruppe bekannt und mit ihren bereichernden Talenten gerne im Kreis aufgenommen wurde. Schnell wurden die Zelte aufgeschlagen, Schwarzzeug versteht sich (das echte Lagern im Vergleich zu diesen sich selbst aufbauenden “Hinwerfdingern” des Junggemüses). Auch die erste Hürde der Anmeldung wurde erfolgreich gemeistert; zwar war die Anmeldung vom Organisationsteam verlegt worden, doch erinnerte man sich dort glücklicherweise an die Namen unserer berühmt-berüchtigten Gruppe (“ach ihr habt die Zwiebelhasser bei euch?”). Auch die Kälteprozedur des Blitzbildes (in fernen Regionen “Gruppenfoto”) wurde mit unterdrücktem Zähneklappern ertragen. Nach einer ausgiebigen Stärkung und dem leicht unkoordinierten Lösen der ersten logischen Rätsel im Fahrtenbuch, das in einer Kitzelschlacht endete, weil sich jeder beweisen wollte, begann die Gruppe, ihre Taktik anzuwenden. Mit dieser war sie auf früheren Wettstreiten dieser Art sehr erfolgreich gewesen: erst einmal ausruhen und Kräfte sammeln. Die Einen legten sich direkt schlafen, die anderen sammelten zuvor noch externe Kräfte mit der herausragenden Eigenschaft des Koffein, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Trotz gewissenhafter Vorarbeit (bei Einzelnen nur zwei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor und für alle eine ausgiebige Runde Düdeldü auf der weiten Wiese vor dem Schlafenlegen) gelang es nur einem Einzigen der Runde, tatsächlich in das Reich der Träume hinabzutauchen. Bei dem Rest war wohl die Aufregung, der gewohnte Schlafrhythmus oder die aufblühenden Frühlingsgefühle hinderlich.
Mehr oder weniger erholt machte sich die Gruppe um Mitternacht im Nieselregen auf den Weg. Und schon bald verschluckte sie der dunkle Wald. Trotz des leichten Zickzackkurses war die erste Station bald erreicht: es galt, sein Geschick im Kokosnussminigolf unter Beweis zu stellen. Es zeigte sich, dass die zögerlichere Vorgehensweise der “Hau-drauf”-Methode vorzuziehen war. Ein mittelmäßiges Ergebnis war die Folge, wurde aber angenommen (man distanzierte sich hiermit bewusst von den Gruppen, die mit Alkoholgeschenken Vorteile zu erzielen suchten).
Ohne große Verweildauer zog die Runde weiter, schließlich sollten die anderen Gruppen eingeholt werden.
Doch auf dem Weg begegnete man einem bemitleidenswerten Ritter, dessen Schlüsselbund in die Latrine gefallen war. In diesem Zustand konnten ihn die Pfadfinder selbstverständlich nicht zurücklassen und packten mit vereinten Kräften an. Schnell wurden die Schlüssel herausgefischt, gewaschen, zum Schloss der mittlerweile “gepflückten” Kiste gebracht und ausprobiert. Sobald diese geöffnet war, zeigten die Rover ihre Tauglichkeit in Bezug auf den Kodex und verspeisten die Schokolade der Ritter im Zeichen der Kokosnuss in Null Komma Nichts (oder so ähnlich, die Größenordnung stimmt). Der dankbare Ritter versprach ihnen seine Fürsprache und so zogen sie weiter in die Nacht. Der Regen zeigte inzwischen seine Wirkung; die Ausrüstung und Trittsicherheit der Gruppe wurden auf die Probe gestellt. Nichtsdestotrotz hatte der Pfad etwas Poetisches an sich: umgeben von Nebelschwaden inmitten des durch den Regen saftigen Waldes.
Der Weg führte die Gefährten an einen kleinen See und zur dritten Station, an der zuerst Wasser geholt und Wurfgeschosse des Typs Wasserbombe geladen werden mussten. Dem auf einem überarbeiteten Psalm aufgebauten Segnungsritual verweigerte sich die Gruppe, da sie die Veränderung als blasphemisch empfand. So wurde das Nagelschwein ohne Segen beworfen – doch das Wurfglück war keinem wirklich hold. Erschwerend kam hinzu, dass die Dunkelheit das Fangen der das Schwein verfehlenden Geschosse nahezu unmöglich machte – versucht wurde es natürlich trotzdem. Ihre vorbildliche Haltung zeigten die sechs, indem sie nicht nur die eigenen Jagdspuren, sondern auch die der Vorgängergruppe beseitigten. Schnell zogen sie weiter, um der Kälte mit Bewegung zu begegnen.
Am angestrebten Ort traf man auf die vorausgehende Gruppe statt auf eine Prüfung. Die fremde Gruppe versicherte, es gäbe keinen Posten und nein, das dort hintern wäre nur eine Plane. Glücklicherweise überprüften die Freunde das lieber selbst, weckten den Posten und waren so die erste der drei über diesen hereinbrechenden Gruppen. Damit diese auch zum Zug kämen, wurde schnell mit dem Posten verhandelt: Er entging dem Stress dreier Gruppen und ließ die Gefährten mit einigen Punkten ziehen.
Diese wanderte in den nun dämmernden Morgen hinein und verkürzte sich die Zwischenzeit mit Wortkettenspielen. So erreichten sie in das Lager einiger Mönche, die um Hilfe baten. So wurde eine mit einer Kokosnuss beladene Möwe durch schwieriges Gelände gelotst, der Friedhofsdrache kunstvoll außer Gefecht gesetzt und das Rätsel um des Bruders Todesjahr gelöst. Als Belohnung gab es viele Punkte und frisch aufgebrühte Nudelsuppe. Nach dieser wärmenden Stärkung und einigen hilfreichen Tipps zu größeren Bauten ging es weiter.
Im nahegelegenen Ort wurden sie Essensvorräte aufgefüllt, der Bäckerszunft sei Dank. Die zu bewältigende Route führte nun durch besiedeltere Gegend. In einem kleinen Örtchen brachten die Gefährten Ronja zur Haltestelle einer modernen Form der Dampflokomotive. Andere Pflichten riefen sie in die Heimat ab. In verminderter Zahl, doch mit der Zusatzmotivation, ihr fehlendes Mitglied würdig zu vertreten, zog die kleine Gruppe weiter. Fröhlich grüßte man eine entgegenkommende Mannschaft. Leider bemerkten die fünf bald, dass die den Weg auf der falschen Seite des kleinen Tals bergauf gewählt hatten, und so bedienten sie sich der Direttissima: querfeldein den Abhang hinunter (und auf der anderen Seite der Straße nach wieder hinauf). Dabei blieb ihnen genügend Zeit, um über die Witzbolde, die eine Sackgasse mit “Hauptstraße” betitelt hatten, nachzudenken. Außerdem wurde diese (für die Rosskur typische und absolute Pflicht-) Situation dokumentiert.
An der nächsten Station mussten die Knappen ihren Ritter protokollgemäß ankleiden und dieser auf einem Stahlross (auch bekannt als Drahtesel) einen Drachen durch doppelte Stichverletzung bezwingen – eine Aufgabe, die Henni mit Bravour meisterte. Man bepunktete sich gegenseitig mit Höchstnoten und zog von dannen.
Der Weg führte nun durch die Weinberge und das Auf und Ab der Gruppe wurde von ihrem Gesang begleitet. Nach einiger Zeit wurde die nächste Herausforderung erreicht: Bogenschießen.
Dies zählte offensichtlich nicht zu den Stärken der Gefährten, sodass sie noch ein kleines Ständchen vortragen sollten, um nicht blamabel niedrige Punkte zu erhalten. Von dort ging es weiter, vorbei an verwunderten Hundeausflugsgruppen und Spaziergängern.
An der nächsten Station mussten die Freunde den Heiligen Gral erreichen und sicher transportieren. Zuerst mussten sie ihren Teamgeist beweisen, indem einer mit verbundenen Augen Tennisbälle in die Luft katapultierte nach Anweisung der Person, die eine dritte in der Luft so schaukelte, dass diese dritte die Bälle fangen konnte. Beeindruckend schnell wurde diese Aufgabe gemeistert. Auch der Tjost wurde sicher gewonnen. Und auch der Hindernislauf mit dem Heiligen Gral auf einer Schwarzzeugplane unter Fragenbombardement wurde erfolgreich überstanden. Als aus Spaß an dieser Station auch noch ein Kreis um das Spielfeld mit menschlichen Schubkarren im (Komm mit-) Lauf weg – Stil beschrieben und sich auf der Mitte sogar die Hände geschüttelt wurden, sowie noch ein Ständchen präsentiert wurde, war der Posten von der Gruppe und die Gruppe von der Station begeistert.
Langsam neigte sich die Wettkampfzeit dem Ende zu und die Freunde beeilten sich, wollten sie doch noch eine Station bearbeiten. An dieser angekommen, entschieden sie sich aber dagegen. Nach einer durchwachten Nacht auf einer auf Steinen höhergestellten Bank gegen den schwarzen Ritter zu kämpfen und eventuell ein einer Alibimatschschicht zu landen, erschien ihnen verletzungstechnisch doch zu risikoreich und aufgrund der unsicheren Duschmöglichkeiten etwas gewagt. So erreichten sie gegen 16 Uhr wieder den Lagerplatz, lösten noch einige Rätsel und erfreuten sich der Duschen im benachbarten Schwimmbad.
Abends gab es ein tolles Grillbuffet und nach einiger Zeit auch die Siegerehrung (s. Urkunde). Stolz kann die Gruppe von sich behaupten, ein gutes Ergebnis nach Hause gebracht zu haben und 42km gelaufen zu sein! An dem Abend wurde noch gefeiert, doch trotzdem verhältnismäßig früh zu Bett gegangen. In der Nacht kam Ronja noch zurück, die extra von Freiburg nach Emmendingen geradelt war.
Nachdem wir von Sonnenstrahlen im Zelt geweckt wurden (Simon verschlafen: “Ronja, mach mal die Sonne leiser”), wurde der nächste Morgen mit einem leckeren Frühstück (mit Grillfleisch, einige Rover waren glücklich) begonnen und mit einem kurzen, gemeinsamen Gottesdienst und dem Abbau fortgeführt. Müde, aber glücklich kehrten die Leiter zurück nach Freiburg und fühlten sich bestätigt, noch lange nicht zu alt für eine Roverrunde zu sein.

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Franziska Stief

 
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